Apparat warfen ihr Publikum zuerst um und richteten es danach wieder auf. Was ganz schön Emo begann, entwickelte sich im Lauf des Konzerts im Wiener Flex zu einer kleinen Demonstration der bekannten Stärken Apparats.
Und genau das kann er ja, differenzierte Flächen, reichhaltige Texturen, überraschende Arrangements und Zeitverschiebungen. Sascha Ring, der Kopf hinter Apparat, ist kein großer Sänger – das merkt man an diesem Abend im Wiener Flex immer wieder –, aber er ist jemand, der es versteht diese Grundparameter in laufend neue, überraschende Anordnungen zu bringen. Apparat transponieren ihre Themen immer wieder, sie spinnen dabei aber nicht Harmonien und Melodien wie in einem Entwicklungsroman weiter um am Ende etwa ganz wo anders anzukommen, sondern sie übersetzen ihre Themen in andere Aggregatszustände, wiederholen und variieren sie, wechseln die Instrumentierung, verzögern ihre Kadenzen oder spalten sie auf. Und genau das tun sie in der richtigen Dosis über mehrere Minuten hinweg. Apparat ist quasi musikalische Molekularküche.
Es ist dabei leicht Apparat nicht zu mögen. Wer so offen mit Emotionen hantiert, macht sich angreifbar. Apparat sind dabei weniger klaustrophobisch, weniger scharf als etwa Radiohead, mit denen sie häufig verglichen werden, sondern zwischen all den harschen Soundflächen blitzt immer wieder leidensvolle Hoffnung hervor. Das Konzert ist getragen von Gefühl. Abschalten leicht gemacht. Die, die dabei bleiben, werden aber hervorragend mit kathartischen Songs bedient. Da ist es fast schon unpassend, wenn Sascha Ring aka Apparat mit dem Publikum scherzt und nicht – wie etwa Jonsi – ganz in sich versunken den hochemotionalen Soundwirker gibt. Ahja, diese Rolle bekommt dann aber doch noch Soap&Skin, die wohl gerade in der Gegend war um mit „Goodbye“ ein merklich düstereres Notenrinnsal durch das Flex zu leiten. Daran ändert auch die kollegiale Umarmung am Ende des Konzerts nichts mehr.
Text: Stefan Niederwieser
Photos bei thegap.at: http://www.thegap.at/musikstories/artikel/transposition/
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