Owen Pallet war mit seinem neuem Album „In Conflict“ im Brut.
Vom „trauriger, junger Mann mit Vollbart und Akustikgitarre“ Klischee ist Owen Pallet soweit entfernt, wie nur irgendwie möglich, wenn man nen Bart hat und teilweise recht traurige Musik macht. Dafür sorgen nicht nur die offensichtlichen Anhaltspunkte wie die Geige, anstatt der Gitarre und das Van Halen- statt dem Karo-Shirt. Obwohl es immer wieder mal so klingt, als würde er mit jedem Bogenstrich eine Schicht Zuckerglasur aufgetragen, schrammelt er immer zielsicher und nicht mal knapp am Kitsch vorbei. Dafür sorgt die Substanz des Materials einerseits, das immer wieder mit innovativen und toll gesetzten Kontrapunkten und harmonischen Brüchen operiert, sowie die Lyrics, die auf dem neuen Album „In Conflict“ (featuring Brian Eno) noch etwas düsterer und persönlicher als beim Vorgänger „Heartland“ geworden sind. Owen Pallet hat es geschafft wirklich bezaubernde Melodien virtuos mit Abgründigkeiten zu verbinden. Das klingt konzeptuell nach Belle and Sebastien, in Wirklichkeit dann aber wieder ganz anders.
Während die Stimmung bereits während Foxes in Fiction, die den Abend eröffneten und von Pallet an der Geige begleitet wurden, und ihrer recht dream-pop-mäßigen und shoegazigen Darbietung schon ganz gut war, war sie bei Owen Pallet dann nochmal deutlich dichter und energetischer, auch der dank ihn phasenweise unterstützenden Band (Gitarre, Synth & Schlagzeug). Das war wohl auch von der Bühne aus zu spüren, was Pallet schon recht früh im Set mit einem „Fuck. You guys are awesome. I wanna live here.“ quittierte. Auch während dem Spielen rutschte ihm immer wieder ein knapp am Mikrophon vorbeigeschrienes “Yeah” aus den Lungen und über die Lippen, während das lose Rosshaar des Bogens wild durch den Bühnennebel wirbelte. Ich unterstelle ihm einfach mal, dass er an dem Abend eine Menge Spaß hatte, zumindest sah es schwer danach aus.
Das Publikum, das ihn konzentriert auch durch die langsameren Songs begleitete und auch die mehr pushenden und tanzbareren Stücke zu feiern wusste, bereitete Pallet, der seit seinem erstem Konzert damals im Rhiz (2005?) des Öfteren in Wien gastiert, ein Heimspiel. Spätestens bei Riverbed, einem Song den die Petshopboys nicht besser hätten hinbekommen können, war dann alles gewonnen. Abgerundet wurde der Abend mit Albernheiten wie dieser (btw, gut geklaut mariah!), die gewohnt virtuos aber dabei charmant, bescheiden und verspielt dargeboten wurden. Dafür dass der Mann in Interviews immer wieder betont, er würde nur an harte Arbeit und nicht Talent glauben, sah das alles sehr leicht und unangestrengt aus, klang auch so.
Fotos: Armin Rudelstorfer
Text: Werner Sturmberger
Der Artikel bei The Gap: http://www.thegap.at/musikstories/artikel/wie-ein-punschkrapferl-mit-bart/
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