Soap&Skin begeistert im Wiener Konzerthaus im Rahmen der Reihe „The Art of Song“.
Das Foyer des Wiener Konzerthauses ist schon kurz vor 19.00 ziemlich voll am Abend des 3. Oktober 2016. Da werden noch schnell Jacken abgegeben, Brötchen und Getränke bestellt und nach dem Einlass Sitzplätze gesucht, Bussis an Bekannte verteilt und Fotos vom großen und vor allem schönen Konzertsaal gemacht. Kurz vor 19.45 tritt auch schon Anja Plaschg alias Soap&Skin samt Ensemble auf die Bühne. Plaschg gilt seit Veröffentlichung ihres ersten Albums „Lovetune for Vacuum“ im Jahr 2009 als musikalisches Wunderkind, auch dieses rare Konzert ist ausverkauft, die 26-Jährige spricht nur wenig, aber das ist bei der Musik ohnehin nicht notwendig. Eine kurze, zaghafte Begrüßung und schon setzt das Klavierspiel zum ersten Song ein. Und mir ihr die Gänsehaut, die man unweigerlich bei Soap&Skins Musik bekommt.
Stärke und Fragilität
Die Musiker rund um Soap&Skin fügen sich zu einem stimmigen Gesamten, Bühne und Licht sind schlicht gehalten – die Inszenierung erlaubt es dem Publikum, sich noch mehr auf Anjas Stimme einzulassen – eine Stimme, die Stärke und Fragilität gleichermaßen ausdrückt und dabei nie ihre Wirkungskraft verliert. Plaschg präsentiert größtenteils Songs aus ihren beiden Alben „Lovetune for Vacuum“ und „Narrow“ wie etwa „Extinguish Me“, „Fall Foliage“, „The Sun“ und das Desireless-Cover „Voyage Voyage“. Besonders berührend ist vor allem das Lied „Vater“, welches sie für/über ihren verstorbenen Vater schrieb. Plaschg muss das Stück mehrmals abbrechen, Applaus erhält sie dennoch – und das zurecht.
Vor den Tasten, auf dem Tanzparkett
Während Plaschg die ersten zwei Drittel des Abends vor dem Flügel verbringt, verlässt sie diesen gegen Ende des Konzertes, um zu beweisen, dass nicht nur ihre Stimme Präsenz hat, sondern auch sie als Performerin. Die Songs werden düsterer, elektronischer, das Licht hektischer, aggressiver. Plaschg tanzt und inszeniert sich als dunkle Pop-Priesterin, deren Gottesdienst wir gerade beiwohnen. Dann wird es nochmals stiller und Soap&Skin covert eines der vermutlich schönsten Lieder aller Zeiten – „Pale Blue Eyes“ von The Velvet Underground. Ganz zum Schluss schließt Plaschg wieder den Kreis und begibt sich an die Tasten, nur sind es dieses Mal die Tasten einer Orgel. Der Abschlusssong kommt schließlich ohne Gesang aus. Die Atmosphäre des Konzerts begleitet einen noch in die kühle Nacht hinaus, hinein in die Straßenbahn und mit ihr fährt die Erkenntnis nach Hause, dass es noch immer die melancholische Musik ist, die das Leben besonders bereichert.
Das Konzert von Soap&Skin fand am 03.10.2016 im Wiener Konzerthaus im Rahmen der Reihe „The Art of Song“ statt. Nähere Infos zum zukünftigen Programm des Konzerthauses gibt es auf seiner Website oder auf Facebook.
Photos: Armin Rudelstorfer
Text: Barbara Fohringer
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